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Cover des historischen Wien-Romans "Das Teufelskarussell". Wie der Text, ist auch das Cover künstlerisch anspruchsvoll illustriert.

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Das Teufelskarussell
Historischer Wien-Roman

Wien, Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Maschinenbauer Otto Mehringer scheitert am ersehnten gesellschaftlichen Aufstieg. Als er auf den Ratgeber ›Erziehung zur Schönheit‹ des Arztes Moritz Schreber stößt, glaubt er, den Weg zum Erfolg gefunden zu haben. Er baut Schrebers Apparaturen nach, entwirft weitere, um die ›geistes- und körperformenden Methoden‹ an seinen eigenen Kindern anzuwenden und wird zum Messias der Schreber‘schen Lehre. Doch der Widerstand seines Sohnes und seine eigene Verblendung lassen ihn bald schon die Grenze des Zumutbaren überschreiten.

Literarische Belletristik

Seiten: 242

Sprache: Deutsch

„Mensch-Mayr hat eine Dichte, die ich überraschend finde; er hat eine Sprache, die nicht manieriert ist, sondern poetisch und hautnah; er arbeitet mit Bildern und trifft Stimmungen. Und das alles mit einer irrsinnigen Präzision, wie ich finde.“

Michael Lohmann - Lektorat Worttaten

„Das ist ein ziemlich besonderer Text.“

Matthias Jügler - Textmanufaktur

Dr. Schreber

Daniel Gottlob Moritz Schreber wurde am 15. Oktober 1808 in Leipzig geboren. Er studierte Medizin und übernahm 1844 die orthopädische Heilanstalt Leipzig. In seinen Schriften beschäftigte er sich mit der Kindergesundheit und den gesellschaftlichen Auswirkungen des städtischen Lebens zu Beginn der Industrialisierung. 1848 verfasste er den Erziehungsratgeber »Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit«.

»Von nun an genügt ein Blick, ein Wort, eine einzige drohende Geberde, um das Kind zu regieren.«

Dr. Moritz Schreber

Die Kallipädie

Darin beschreibt Schreber die Erziehung als Hauptgrundlage für künftige körperliche und geistige Beschaffenheit. Sie sei der Ausgangspunkt der Entwicklungsbahn zur Schönheit und Vollkommenheit. Ihr Endziel sei die denkbar höchste allseitige Ausbildung des jungen Menschen in der Richtung nach gottähnlicher Geistesfreiheit.

Im Zentrum seiner Betrachtung liegen »Gleichseitigkeit« und die Unterdrückung »unedler Triebe«. Gleichseitigkeit versteht Schreber in zweierlei Hinsicht: Als Notwendigkeit sowohl die physische als auch die moralische Seite eines Kindes zu betrachten und als körperliche Ungleichheit der Stellungen, Haltungen und Gewohnheiten. Vor allem in den ersten Lebensjahren muss eine solche vermieden werden, da einseitige Körperhaltungen des Kindes später schwer zu beseitigen sind und immer eine vielfache Kette weiterer schädlicher Gewohnheiten und Folgen nach sich zieht.

Als unedle Triebe bezeichnet Schreber alles Schlechte, das im Kind veranlagt ist und welches es zu bekämpfen gilt. Insbesondere die sexuellen Triebe sieht er als Gefahr für die kindliche Charakterentwicklung.

»Hauptsächlich gegen Ende dieser Altersperiode droht von körperlicher Seite her dem sittlichen Charakter eine ernste Gefahr, die in ihren weiteren Consequenzen auf den ganzen Organismus eine vernichtende Wirkung auszuüben vermag. Es sind dies die mit der geschlechtlichen Entwicklung verbundenen Triebe.«

Dr. Moritz Schreber

Formung von
Körper und Geist

Um gesunde Körper zu formen, konstruierte Schreber zahlreiche Apparaturen: etwa orthopädische Kinnbänder, um Fehlbissen vorzubeugen, Schulterriemen, die das Kind im Bett in Rückenlage hielten, und »Geradhalter« für aufrechtes Sitzen. Die von ihm beworbenen geistes- und körperformenden Methoden wendet Schreber auch an seinen eigenen Kindern an. Der älteste Sohn Daniel Gustav beging 1877 Suizid. Auch sein zweiter Sohn litt unter einer schweren psychischen Erkrankung, die er in »Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken« (1903) autobiografisch beschrieb. Basierend auf dieser Fallstudie schrieb Sigmund Freud den Aufsatz »Psychoanalytische Bemerkungen zu einem autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia«.

 

Schreber starb 1861 in Leipzig.

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